Ich war nie jemand für große Traditionen. Ich mag Weihnachten, aber ich mochte nie, dass es jedes Jahr den immergleichen Ablauf nehmen muss. Dass immer alles gleich aussehen muss, gleich riechen muss, gleich schmecken muss und sich jeder an feste Zeitpläne halten muss.
Ich versuche Weihnachten daher seit Jahren zu variieren, mit anderen Menschen, an anderen Orten in anderer Reihenfolge. Letztes Jahr wollte ich in einem anderen Land sein. Ich wollte Sonne statt Schnee und Ruhe statt Weihnachtseinkaufstress. Dass ich dann ausgerechnet nach Florida flog, war nicht ganz zufällig.
Die Alternative wären die Kanarischen Inseln gewesen, aber da kann man ja immernoch hin und außerdem war der Flug nach Miami zu verlockend günstig. Und ich wollte noch einmal in die USA vor meiner mir selbstauferlegten vierjährigen Reisesperre wegen des damaligen President Elect.
Weihnachten in Florida also. Was das genau bedeutet: Palmen werden mit Weihnachtskitsch und Lametta dekoriert. Die Rentierfiguren in den Vorgärten werden mit Solarstrom betrieben und an Heiligabend sitzt man im T-Shirt mit eisgekühltem Bier am Strand. (Eine von drei Aussagen stimmen nicht.)
Wir hatten uns ein kleines Haus in Port Charlotte gemietet. Es lag in einer kleinen Community, wie es sie so viele in Florida gibt. Unser Balkon bot den Blick auf einen Kanal, der hinaus ins Meer verlief, und mit diesem Blick wachten wir jeden Morgen auf.
Es gab dort auch einen herrlichen Pool, den wir meistens ganz allein für uns hatten. Entweder waren die Bewohner der Community über die Weihnachtszeit weggefahren, weil sie vielleicht mal wieder Schnee sehen wollten. Oder sie fanden den Pool mittlerweile nicht mehr so spannend wie wir.
Anders als bei unseren typischen Rundreisen, bei denen wir meist nur ein paar Tage an einem Ort verweilen, hatten wir hier einen festen Wohnsitz. Wir hatten bewusst keine großen Pläne geschmiedet, was man alles unternehmen kann, weil wir eben einfach mal „nichts“ machen wollten. Vielleicht ein bisschen im Meer baden, ein bisschen mit dem Auto herumfahren, lesen, kochen, Margaritas trinken.
Und die besten Mahi Mahi Sandwiches in ganz Florida essen! Die gibt es nämlich nach eigener Erfahrung am Rod’n’Reel Pier auf Anna Maria Island. Wir fuhren also extra fast zwei Stunden zu der kleinen hübschen Insel in der Nähe von Tampa an diesen Pier. Dort werden die frisch gefangenen Fische direkt auf den Grill gepackt und unprätentiös serviert. Ein Mahi Mahi Sandwich bestellt man am allerbesten „blackened“, also fast schwarz angeröstet. Dazu gibts Pommes und leckeren Coleslaw.
Weil uns natürlich doch ein bisschen langweilig wurde, haben wir uns an einem Tag im Stand Up Paddling versucht. In diesen kleinen Kanälen um Port Charlotte herum kann man das sehr gut auch als Anfänger machen.
Nicht dass SUP schwer zu lernen wäre. Nach einer kleinen Einweisung von der Vermieterin der Boards, paddelten wir schon wie Profis über die kleine Seestraße, die von Booten befahren wird und anschließend in ruhigeren Gewässern an den Mangroven entlang. Wenn man hier ins Wasser fällt, ist es gerade mal ein, zwei Meter tief. (Was natürlich nicht passiert ist.)
Seit letztem Jahr besitze ich eine kleine Drohne, mit der ich bisher nur in Parks oder auf Ackerfeldern geflogen bin. Die Motive außerhalb der Stadt (zu viele Gebäude oder Menschen, die sich bedroht fühlen) waren dabei eher nicht so von Casey-Neistat-Qualität.
Daher nahm ich meine Drohne mit nach Florida und hoffte dort, ein paar schöne Aufnahmen von Stränden oder Mangrovenwäldern machen zu können. Eine Drohne in den USA fliegen zu lassen ist natürlich mit etwas bürokratischem Aufwand verbunden. Man muss sie vorher bei der Federal Aviation Administration registrieren lassen, ein paar Dollar zahlen und sich verpflichten, keinen Unfug anzustellen.
Aber es hat sich meiner Meinung nach schon gelohnt. Ich bin sehr zufrieden mit den Videos und Bildern und es hat auch viel Spaß gemacht, die Drohne mal richtig „auszufliegen“. Natürlich ist das alles noch nicht perfekt und ich muss noch mehr üben. Aber als Erinnerung an den Urlaub sind sie doch ganz gut geworden.
Gehofft habe ich auch ein bisschen, die Drohne in den Everglades fliegen zu lassen und vielleicht ein paar Alligatoren von oben einzufangen. Aber das hat sich dann schnell erledigt und gegen diese Schilder sollte man auf jeden Fall nicht verstoßen.
Nichtsdestotrotz fuhren wir auf unserem Rückweg nach Miami durch die Everglades und liefen auch ein wenig auf den kleinen Wanderpfaden entlang. Aber leider sind die Everglades einfach zu touristisch geworden und nicht mehr so schön, wie ich sie vor zehn Jahren bei meinem ersten Besuch erlebte.
Nach den Weihnachtsfeiertagen geht es für uns gut erholt und entspannt zurück nach Deutschland. Es waren wundervolle sonnige (helle) Tage, und wir haben uns selbst bewiesen, dass wir durchaus zu solch unaufgeregten Urlauben fähig sind. Und so ein Weihnachten unter Palmen kann man tatsächlich einfach mal machen. Nächstes Jahr gibts ja dann wieder Schnee in Deutschland.
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