Portugal 2017 – Alles schön, außer Lissabon

Unser Hotel war eigentlich ein Hostel und da hätte es mir schon dämmern müssen. Es lag auf einem dieser Hügel in Lissabon, fernab einer Tram- oder U-Bahn Station. Also zogen wir unsere Koffer in der brütenden Julisonne über die Kopfsteinpflasterstraße den Berg hinauf. Das Mädchen an der Rezeption begrüßte uns nett und drückte uns erstmal eine Karte mit drei PIN Codes in die Hand, einen für den Haupteingang, einen für die Rezeption, einen für das Zimmer. Ok.

Das Zimmer war dann eigentlich eine Abstellkammer ohne Tageslicht. Ein altes Holzbett hatte gerade noch so Platz darin. Es roch nach muffigen Bettlaken. Jep, hier werde ich nicht schlafen, war mein erster Gedanke. Ich muss hier raus. Alles engt mich ein. Alles riecht so schrecklich. Und so rannte ich erstmal wieder hinaus auf die Kopfsteinpflasterstraße und holte tief Luft.
Ich suchte im Internet nach einem neuen Hotel und wurde fündig. Der Preis war egal. Wir schnappten uns unsere Koffer und machten uns auf den Weg, die Straße hinunter, in die nächste Tram, zu einem hübschen Hotel mit großem Bett in einem großen Raum mit viel frischer Air Conditioner Luft. Ja, der Start in Lissabon hätte besser laufen können.

Ich war vorher noch nie in Portugal. Diesen Umstand konnte ich dieses Jahr nicht länger ertragen und so war das Ziel für den einwöchigen Sommertrip schnell festgelegt. Wir wollten auf jeden Fall nicht nur in Lissabon bleiben, sondern auch an die Atlantikküste fahren und den Surfern zusehen. Und da alle von der Algarve schwärmten, fügten wir die Küste im Süden des Landes noch zu unserer kleinen Rundreise hinzu.

Wir verbrachten zunächst zwei Nächte in Ericeira, einem kleinen Surferhotspot 50 km nordwestlich von Lissabon. Die Wellen dort sind schon sehr beeindruckend, wenn man, so wie ich, vorher noch nie richtige Surferwellen gesehen hat. Der Ort ist voller Surfcamps und dementsprechend voller netter, chilliger Menschen. Es gibt hübsche Cafés und Restaurants, in denen es Riesensandwiches gibt, aber niemand kommt deswegen her. Also, ab aufs Surfbrett und losgesurft.

Nagut, vorher noch einen Ich-stand-noch-nie-auf-einem-Surfboard-Anfängerkurs belegen, dessen Ziel es war, uns beizubringen, wie man sich von einer liegenden zu einer stehenden Position manövrieren kann. Und im Erfolgsfall sogar länger als drei Sekunden so verharren zu können. Well.

Die Algarve ist wohl die bekannteste Region Portugals mit ihrer roten Sandsteinfelsküste. Jedes Foto wird automatisch zum Postkartenmotiv. Die Herausforderung besteht darin, keine anderen Menschen aufs Bild zu kriegen. Was im Hochsommer bei diesem Tourismusgrad nicht so einfach ist.

Hin und wieder gibt es zwar ein paar einsamere Abschnitte mit hübschen Buchten. Aber das Meer ist dort leider zu rau, um baden zu gehen. Und so genossen wir einfach den Spaziergang und die schöne Aussicht.

Unsere Unterkunft befand sich in Olhão, einer kleinen Stadt unweit des bekannten Faros mit merklich arabischem Einfluss. Wir wohnten in einem restaurierten Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mit wunderschönen Flügelfenstern, die zum Balkon führten und einem eigenen Leseraum.

Ja und dann war da noch Lissabon. Nach dem schlechten Start wurde es leider nicht besser. Ich wurde irgendwie nicht wirklich warm mit der Stadt. Manchmal ist das eben so. Auch wenn jeder Lissabon super fand, mir fehlte die Gemütlichkeit. Zu viele Touristen, aufdringliche Touristenfänger, ein bisschen zu unfreundliche Einheimische. Die vermeintlich tolle Hügellandschaft nervte mich sofort, die Altstadt, das ganze Kopfsteinpflaster und das Gewese um die alten Straßenbahnen sowieso. Die Lage am Meer wird leider überhaupt nicht ausgenutzt. Es gibt keine schönen Promenaden mit Cafés, stattdessen führt eine riesige laute Straße am Hafen entlang.

Das Einzige, was mir an Lissabon außerordentlich gefallen hat, waren die Pastéis de Nata. Diese Puddingtörtchen gibt es zwar überall in Portugal, aber hier waren sie besonders lecker. Aber bitte niemals auf den „Tipp“ hören und Zimt drüber streuseln. Sie sind perfekt so wie sie sind.

In der Fabrica da Nata kann man übrigens den Mitarbeitern bei der Herstellung zuschauen.

Categories: Travel

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