Bekanntlich ernähre ich mich so dreiviertel-vegetarisch. Tendenziell esse ich also fast gar kein Fleisch, was weder mit religiösen noch moralischen Dingen etwas zu tun hat. Es ist einfach so, dass mir ein Steak oder ein Burger nie geschmeckt haben. Seit ich denken kann. Vielleicht habe ich auch schwere traumatische Erlebnisse in sozialistischen DDR-Kindergärten erfahren. Aber das ist ein anderes Thema.

Glücklicherweise ist Vegetariersein heutzutage in der Gesellschaft ganz gut anerkannt und man kriegt fleischlose Gerichte in Mensen und Flugzeugen wie selbstverständlich. Das ist gut. Denn lange Zeit musste ich immer die kleinen Wurststückchen aus Mutters Kartoffelsalat picken oder alternativlos nur die Beilagen vom Sonntagsbraten essen. Oder ich ging in ein tolles Restaurant und alles auf der Karte klang super, bis auf die Tatsache, dass in jedem Gericht HuhnRindSchweinEnte enthalten waren und das Einzige, was dann blieb, war das Kindermenu mit Pommes und Ketchup zu bestellen. Und natürlich musste ich mir ewig von überall her anhören, was ich denn sonst so essen würde. Was bleibt denn da noch außer Fleisch? Und die selbstgefällige Antwort wussten diejenigen sowieso schon selbst. Salat nämlich. Dabei mag ich Salat gar nicht so sehr.

Das vermutliche Schwierigere an meiner Ernährungsweise ist, dass ich typisch vegetarische Alternativen ebenso nicht ausstehen kann. Schon mal eine Gemüsepfanne ohne Tomaten, Zwiebeln und Paprika gemacht? Nein? Danke. Genau das meine ich. Die Liste der Dinge, die ich mag ist vermutlich kürzer als andersherum. Ja, man könnte jetzt sagen, dass ich eben sonderbar pingelig sei und ich mich nicht so anstellen solle. Mag sein. Ändern tut das allerdings nichts.

Sicherlich gibt es jetzt mehr Dinge, die ich früher auch nicht mochte, dann probierte ich sie und heute schmecken sie mir. Der menschliche Geschmack entwickelt sich ja auch und man isst als Erwachsener eben andere Dinge als noch im Kinderalter. Okay. Aber ich werde niemals anfangen Tomaten zu essen. Niemals. Ich finde die sogar noch schlimmer als Fleisch.

Wie dem auch sei. Ich liebe Obst. Ohne Ausnahme. Obst ist süß, erfrischend und saftig. Man kann da bei mir eigentlich nichts falsch machen. Oder vielleicht doch. Denn wer hätte gedacht, dass ich mal die Mendelschen Vererbungsgesetze anbringen würde? Tu ich auch nicht. Die haben nämlich nichts mit meinen folgenden Erläuterungen zu tun. Außer, dass es im übertragenen Sinne ungefähr beschreibt, was ich sagen will. Also. Es gibt Früchte, die sind unglaublich lecker. Leider ist die Ausprägung ihres Geschmacks eher rezessiv. Das heißt, wenn man sie mit anderen Obstsorten mischt, die hingegen dominant sind, dann ist diese Mischung vollständig von den dominanten Früchten geprägt. Ein Beispiel. Mangos sind unglaublich rezessiv und Orangen furchtbar dominant. Deswegen wird man in einem Mango-Orangen-Smoothie tatsächlich nur die Orange schmecken. Es klingt zwar immer super toll, wenn irgendwo exotische leckere Früchte enthalten sind. Wenn sich aber am Ende eine Orange mit einmischt, ist alles verloren.

Sowieso sind pürierte Früchte auch eine kleine Beleidigung an die Natur. Da gibt sie den Pflanzen ihre herrliche Konsistenz und wir ruinieren das, indem wir sie in Mixer stecken. Konsistenz ist ja auch äußerst wichtig. Gut möglich, dass ich zwei Drittel der Nahrungsmittel aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht mag. Hm. Gut möglich, dass ich etwas sehr schwierig bin, was das ganze Thema Essen angeht.

Aber ich habe meinen Platz trotzdem gefunden. Ich weiß was ich esse, wo ich hingehen und was ich kochen kann. Vor allem die asiatische Küche ist großartig für mich, weil man zur Not alles mit Tofu ersetzen kann und weil da viel mit Gemüsezeugs gemacht wird, das ich mag.

Dennoch empfehle ich niemandem meine Lebensweise. Sie ist bestimmt auch nicht gesund, weil mir irgendwelche Nährstoffe fehlen. Sie ist aber noch weit komplizierter und frustrierender für meine Umwelt, wenn sie mir vermeintlich was Gutes tun will und mir dann extra Tomaten auf die Pizza streut. Oder Rucola, ey.