Universitätsstadt

Jetzt bin ich schon ein ganzes Jahr in Marburg. Obwohl das gar nicht so richtig stimmt. Ich studiere zwar hier seit einem Jahr. Aber von leben kann keine Rede sein. Meine Wohnung, meine Habseligkeiten, mein Herz sind noch in Berlin. In den Semesterferien bin ich dort und auch sonst versuche ich jede Gelegenheit wahrzunehmen, in Berlin zu sein. Wahrscheinlich werde ich nach meinem Studium auch wieder dorthin zurückgehen.

Im vergangenen Jahr hab ich viele unterschiedliche Eindrücke von Marburg gesammelt. Negative, aber auch viele außergewöhnlich schöne. Es dauerte lange, bis ich mich hier richtig einlebte. Ewig störten mich die Berge und damit die Tatsache, dass man nicht einfach mit dem Fahrrad herumradeln konnte. Es störte mich das Provinzielle an Marburg; dass jeder jeden kennt und über den anderen redet. In Berlin interessiert es niemanden, was irgendwer macht. Hier schienen die Leute nichts besseres zu tun zu haben, als sich darüber auszulassen. Man konnte auch nie einfach in einen Supermarkt gehen und heimlich ungesunden Krams kaufen, ohne dass einem Bekannte über den Weg liefen. Außerdem regnete es letztes Jahr so unendlich viel, dass ich verzweifelt vor meinem Balkonfenster saß und jammerte, warum ich nicht hinauskönne.

Wahrscheinlich ist es ja auch eine Sache der Persönlichkeit. Wenn man kleine Städte mag, in denen die Hälfte der Bewohner Studenten sind, die Hälfte der Gebäude zur Universität gehören und die Partys fast ausschließlich von diversen Fakultäten organisiert werden, dann ist Marburg schon toll. Und schön ist es hier ja auch. Da gibt es ein cooles Schloss auf einem Berg. Und Fachwerkhäuser. Und kilometerlange Wiesen an der Lahn, auf denen man wunderbar prokrastinieren chillen und grillen kann. Einmalig ist auch, dass man mit einem Fahrstuhl hoch in die Oberstadt fahren kann und dort tatsächlich der Stadtmittelpunkt ist mit tollen Bars und Cafés.

Letzte Woche hat das neue Semester begonnen und ich werde Berlin nun erneut verlassen. Irgendwie freu ich mich ja wieder auf das ganze Studentsein. Dann werde ich immer zu Provinz-Madlen, die in Diskos geht und zu David Guetta tanzt. Die in Mensen isst, in Bibliotheken Dinge ausdruckt und Hochschulsport macht. Und das ist in Ordnung so. Im Sommer bin ich ja zurück.

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11 Gedanken zu “Universitätsstadt

  • Ich kann die Provinz mittlerweile nicht mehr sehen, seit 22 Jahren treibe ich mich da herum. Im Sommer geht’s nach Frankfurt, endlich 🙂

  • Ich dachte, du wohnst in Köln. Oo

  • Ich bin der Meinung, dass auch Provinzstädte ihren Reiz haben können. Die Frage ist ja auch immer, was man selber draus macht – und ich denke, dann kann man selbst dann einen netten „Aufenthalt“ haben, wenn man sein Herz woanders weiß. In diesem Sinne wünsche ich dir ein schönes Sommersemester trotz Provinz! 😉

  • Köln ist meine zweite Heimat, wie bei dir Marburg. Aber ansonsten arbeite ich in der Nähe von Frankfurt, wohnte dabei bisher auf dem Dorf.

    Ein Umzug nach Köln wird kommen. Definitiv, aber leider noch nicht sofort 🙁

  • Ich bin FR durch Marburg durchgefahren. Konnte mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass in der Stadt so extrem viele Studenten wohnen, eben da sie diesen provinziellen Charme hat…

  • Oh, du warst auch da. Aber wie kommt man dazu durch Marburg zu fahren? Da gibt es nicht mal eine Autobahn. (Und darüber könnte ich mich noch Stunden auslassen :))

  • War auf dem dem Weg in Richtung Süden. Wenn man ein nicht so super schnelles Auto hat, dann dauerts etwa genauso lang wie man für die Strecke über die Autobahn brauchen würde (ist 50km kürzer). Kostet einem aber viele viele Nerven, dank der blöden LKWs, die man so schlecht überholen kann oO

  • Aber im Sommer ist es wesentlich erträglicher als sonst.
    Und es gibt mehr Club Mate Quellen als je zuvor.
    Und wenn die Lahnwiesen noch Toiletten hätten könnte man sie fast wirklich mögen 🙂

  • Juhu, mehr Club-Mate. Danke, Isabel!
    Wo sind denn diese Quellen? Ich kenne nur das Onkel Emma. (Spock und Havanna8 auch, aber ich will mir das ja kastenweise kaufen.)

  • Beim Brot & Zeit Bäcker am Rudolphsplatz und ich glaube auch am Schwanhof. Zwar nicht kistenweise, aber sie verzogen keine Miene als ich 14 Flaschen kaufte!

  • hach, ja, Marburg.
    mit mehr oder weniger längeren Unterbrechnungen bin ich schon über 5 Jahre dort.. ich sehne mich jedoch nach dem Sommer 2012. dann bin ich wohl endgültig weg da.. die Studenten werden auch immer jünger. bald wohnt da kaum noch einer in meinem Alter.. 😀

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