Das F-Wort

Fünf Stunden, 36 Minuten. Solange dauert eine Autofahrt von Berlin nach Stuttgart. Mit der Bahn kann man es in 5 Stunden und 14 Minuten schaffen. Nüchtern betrachtet ist alles, was länger als zwei Stunden dauert, um zu seinem Partner zu fahren, eine Fernbeziehung. Schreckliches Wort. Noch schrecklichere Situation.
Ich weiß nicht, wie das bei anderen Leuten ist, und wie ihre Fernbeziehungen funktionieren. Bei mir taten sie das nämlich nie. Und ich führte am Ende immer eine eben solche. Hm.

In allen vorherigen Partnerschaften kam irgendwann die Zeit, dass ich wegzog. In eine andere Stadt, ein anderes Land. Da waren Amerika und Schweden. Mein Umzug nach Marburg, mein temporärer Aufenthalt in Wolfsburg. Immer „hinterließ“ ich da eine Person, die mir sehr wichtig war. Und am Ende sind alle Beziehungen daran gescheitert.

Wenn ich das heute analysiere, kann ich Folgendes sagen. Wir konnten uns noch so sehr vornehmen, dass alles gut wird, dass man sich ständig melden wird, dass man sich nicht vergessen wird, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Und dann ist man plötzlich an einem anderen Ort mit anderen Menschen und erlebt aufregende neue Dinge. Man lebt eine neue andere Welt, in der der alte Partner keinen Platz mehr hat. Traurig.

Das Ganze ist aber noch trauriger, weil ich nun schon wieder in einer Fernbeziehung bin. Und aus den 5 Autostunden werden bald sogar sieben Flugstunden. Und irgendwer wird wieder eine neue Welt erleben, während der andere in der alten zurückbleibt. Irgendwie meine ich das sogar auch wortwörtlich. Die Befürchtungen sind meinen Erfahrungen geschuldet. Besonders weil diese Beziehung noch ziemlich in Kinderstiefeln steckt.

Aber dieses Mal ist es anders. Aus mehreren Gründen. Es war von Anfang an eine Fernbeziehung. Etwas, auf was man sich einstellen und abwägen konnte, ob man es wirklich möchte. Außerdem der Wille, dass es funktioniert. Weil es wichtiger ist, als zuvor. Nämlich. Und letztendlich auch wegen der Existenz von Smartphones.

Es ist deutlich einfacher geworden, Kontakt zu halten, seit es Skype und Facebook gibt. Mit dem iPhone (und jedem anderen Android-Gerät) ist es noch hundertmal leichter geworden. Weil man keine Skype-Telefondates ausmachen oder gleichzeitig online sein muss. Man kann mal eben eine Whatsapp-Nachricht schreiben oder ein Foto machen und es verschicken. So sieht der eine sofort Dinge aus der Welt des anderen. Das macht alles besser. (Die Tatsache, dass wir auch noch den gleichen Netzanbieter haben und Telefonieren deswegen ebenfalls nichts kostet, sowieso.)

Categories: Leben

12 Gedanken zu “Das F-Wort

  • tobi

    traurig ist es nur, wenn der ‚alte‘ partner in der neuen welt keinen platz mehr hat. wieso muss das denn so sein? dies gilt es jedesmal aufs neue zu vermeiden. ist alles nur eine kopfsache ;)!! das eine muss mit dem anderen nicht unbedingt was zu tun haben.

    7 flugstunden klingen nach einem anderen kontinent. wohin gehts denn?

  • mein Liebster und ich führen inzwischen seit über 3,5 Jahren eine gut funktionierende Fernbeziehung. derzeit trennen uns 4,5 Stunden Zugfahrt, es waren auch schon mal 7,5. 🙁 aber alles ist machbar, wenn man denn will.
    ich bereue unsere Beziehung keine Sekunde. es ist nämlich auch toll, wenn jeder „was erlebt“, von dem er dem anderen berichten kann. es bedeutet nicht zwangläufig, dass „der ‘alte’ partner in der neuen welt keinen platz mehr hat“.

  • matt

    Da bin ich mal gespannt, ob das funktioniert, denn leider bin ich da skeptisch…sry

  • Ihr müsst an eure Beziehung und Liebe glauben, dann ist alles möglich 🙂

    Ich drücke euch beiden die Daumen!

  • Schoener Post, ich komme auf jeden fall oefter

  • Christin

    Am Ende haste dich ja nochmal retten können mit dem Web 2.0 Gedöns, ansonsten siehst du das schon etwas zu pessimistisch. Hoffen wir nur das Beste. Wirklich!

  • Würde ich im Internet Dinge über mein Privatleben preisgeben, würde ich dir sagen, dass die Beste und ich erstmal 7 Jahre in ner Fernbeziehung lebten, bevor wir vor anderthalb Jahren zusammenzogen. Aber da ich das nicht mache, schreibe ich das jetzt nicht. Und so. 😉

  • Sieben Jahre, wow. O.o
    Vielleicht sehe ich das wirklich alles zu schwarz und hatte die falschen Erfahrungen gemacht. Danke euch allen jedenfalls. 🙂

  • die entfernung ist nicht wichtig, solange man weiß, dass diese jederzeit auf irgend einem weg überwindbar oder gar nur temporär ist …. wichtig ist nur das gefühl zu haben, dort zuhause zu sein, wo der andere ist und dies auch umgekehrt erwarten kann …. und wichtig ist, sich eine gemeinsame zukunft (egal wann) ohne „entfernung“ vorstellen zu können (egal wie) …. wünsch dir viel glück. schöne grüße von einem tiroler der in wien wohnt ;).

  • Männers

    An wen genau richtet sich dein Text, bzw. was oder wer hat dich dazu bewegt einen Text über dieses Thema zu schreiben?

    Gruß

  • Männers

    Und weshalb genau Stuttgart? Vermisst du dort jemanden?

  • Es geht im Besonderen um meinen Freund, der in Stuttgart wohnt, während ich in Berlin wohnte. Mittlerweile bin ich zwar wieder in Marburg, was es entfernungstechnisch ein bisschen einfacher machte. Dennoch bleibt es eine Fernbeziehung. :/

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